Wilde Sau zum Jubiläum : : Seite 2
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Nicht einmal die Nachtigall versuchte die Tonlage der Bissanzeiger zu
imitieren.
An Land war die Stimmung dagegen prächtig. Das Bier schmeckte erst in der
Dunkelheit so richtig und entfaltete seine Geschmacksvielfalt um die zweite
Morgenstunde vollends. Das war unproblematisch, denn es spielte keine Rolle wo
man einschlief. Unterkühlung war ausgeschlossen.
Wohl diesem Sachverhalt Rechnung tragend verlegte der große Vorsitzende, quasi
aus medizinischen Gründen, das Wiegen der Nachtfänge auf die Zeit nach dem
Sonntagsfrühstück. Die wenigsten verstanden den Sinn dieser großherzigen Geste
wirklich, nämlich als letzte Chance dem Wasser doch noch einen Kochfisch zu
entreißen.
Einen Glücklichen schien es aber kurz vor dem Abpfiff doch zu geben. Die Rute
bog sich bis ins Handteil nach dem Anhieb. Der Unbekannte schien sich
regelrecht festgebissen zu haben. Nur der Marker wackelte verdächtig. Der
Angler meinte das Rütteln des Siegfisches zu spüren und verdoppelte seine
Anstrengungen. Doch der Fisch saß bombenfest. Das Adrenalin und die Anstrengung
ließen ihn rot anlaufen. Es konnte allerdings auch der Sonnenbrand von gestern
gewesen sein. Gut, dass er im noch kühlen Morgenschatten der Weiden kämpfte.
Aber es half alles nichts. An die Beute war nur mit dem Boot zu kommen. Was für
eine Wildsau! Der Fluch kam nicht unerwartet. Der Schädel, der da nämlich aus
dem Wasser kam war bereits vom Fleisch entblößt. Gefährlich bleckten die weißen
Eckzähne der Wildsau. Der Fänger wollte es kaum glauben. Das Gemeine daran war
aber nicht der Spott der lieben Sportfreunde, nein, sondern, dass der
offensichtlich schwerste Fang nicht zur Wertung zugelassen wurde. Dabei wäre
die Kategorie Wasserschwein eine echte Bereicherung gewesen.
Schließlich ging
der Wiegevorgang für die 5 (in Zahlen fünf) Wertungsfische viel zu schnell über
die Bühne. Neben den üblichen verdächtigen Zielfischen war lediglich die
Wertung in der Kategorie Räuberlein bemerkenswert, schließlich räumt ein
jugendlicher Barsch von 25 cm Länge nicht so oft den Preis ab.
Damit sind für das nächste Vereinsangeln mal wieder die Maßstäbe gesetzt und
das Steigerungspotenzial wurde eindeutig herausgearbeitet - beim Fisch sowieso
aber auch beim Wetter.
Die 40 °C waren schließlich nur gefühlt.
G. K.
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